Über den Entschluss ein Kälbchen vor der Milchwirtschaft zu retten oder «Wenn die Liebe da ist, ist alles ganz einfach»

Letzeres ist es, was Danielle H. Jolissaint, Gründerin und Präsidentin des Vereins Fluid Spirit, uns immer und immer wieder lehrt und es mit ihrem unerschöpflichen Einsatz für alle Lebewesen dieser Welt vorlebt.

Als ich zusammen mit einer Freundin von Fluid Spirit Anfang Oktober das kleine Kälbchen Nicole kaufte, war das ein reiner Entschluss des Herzens. Alles ging ganz schnell. Danielle H. Jolissaint teilte via Facebook ihr Glück darüber, zum ersten Mal in ihrem Leben eine Kuh gekauft zu haben. Das hatte mich so sehr berührt, vor allem deshalb, weil jetzt dem jungen Leben ein Schicksal als Milchkuh ausgebeutet zu werden, erspart blieb. Der VGT – Verein gegen Tierfabriken Schweiz – suchte für noch weitere Kühe Lebensretter.  Schnell war mir klar, ja das mache ich jetzt. Ganz intuitiv kam mir die Idee, eine Freundin zu fragen, ob wir zusammen ein Kuh Leben retten wollen. Sie sagte sofort zu – Danielle H. Jolissaint half uns zu entscheiden, dass es Nicole wäre, die Tochter von Daria, die bereits im Besitz einer anderer Freundin von Fluid Spirit war. Nochmal mehr ein grosses Glücksgefühl, das nun Tochter und Mutter zusammenbleiben dürfen. 

Nicole kann jetzt mit ihrer Mutter Daria und Fiby, dem Kälbchen unserer Präsidentin, auf dem Chaeppis Hof in Oberwangen TG leben. Der Hof, geführt von einem Ehepaar,  hatte im letzten Jahr seinen Betrieb von einem konventionellen Milchbetrieb  auf einen Pensionsstall für Kühe und Kälbchen umgestellt. Es leben dort zurzeit 50 Kühe und Kälbchen, die zu tierliebenden und vegan lebenden Menschen gehören, und dort gegen ein monatliches Pensionsgeld ein friedliches und angstfreies Leben in Gemeinschaft führen dürfen. 

Vor zwei Wochen haben wir die Kühe besucht – und es war unbeschreiblich schön, wie Nicole nach und nach mehr Zutrauen zu uns hatte und uns neugierig beschnupperte. «Imago» nennt man in der Psychologie das Bild, welches Eltern beim ersten Blick auf ihr neugeborenes Kind haben. So ging es uns auch mit Nicole, sie zeigte sehr würdevoll ihre noch junge, unschuldige und eigenständige Persönlichkeit, zurückhaltend dennoch neugierig genug, auf Neues zuzugehen. Sie genoss sichtlich den Schutz ihrer Mutter und den der ganzen Herde. Für uns war das ein Moment, der mit grosser Ehrfurcht voreinander und Freude übereinander gefüllt war. 

Angesicht der zufriedenen und in natürlicher Freiheit lebenden Kühe  tauchten aber auch immer mal wieder die Bilder des Grauens der Milch- und fleischproduzierenden Industrie auf. Der Schmerz über das, was den Tieren dort angetan wird, fühlte sich hier noch einmal stärker an. Auch Wut und Unverständnis darüber, wie Menschen diesen liebenswerten Persönlichkeiten bei all dem  vorhandenen breiten Wissen über das Tierleid, welches durch die Nutztierhaltung erzeugt wird, immer noch so schlimmes antun können.  

So bin ich Danielle H. Jolissaint unendlich dankbar, für ihren unermüdlichen Einsatz, damit diesem Grauen ein Ende gesetzt wird. Im Verein Fluid Spirit habe ich eine Heimat gefunden, die auch meinem Tun Sinn und mir Kraft gibt; auch dafür mein herzlichster Dank! 

6.11.2019, Annette Wördehoff

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