Welche Qual muss dieser arme Muni (Stier) namens Kolin für das Vergnügen und die Sensationslust der Menschen ertragen. Angekettet durch den Nasenring, wodurch er keine Möglichkeit hat, sich zu bewegen, da er sonst Schmerzen erleidet, wird er all den Besucherinnen und Besuchern zur Schau gestellt, die lachend unbedingt einen Blick auf das arme leidende Geschöpf ergattern wollen. Man stelle sich als Mensch vor, mit einem Nasenring zwei Wochen angekettet zu sein. Es existiert keine Menschlichkeit mehr. Das Volk findet Gefallen daran, diesen Muni bestaunen zu können, und erkennt wie gewohnt das Leid des Tieres nicht, welches in seiner ganzen Schönheit und Grösse vor ihnen steht. Wer von den Besuchern würde sich auf eine Weide mit einem freilaufenden kräftigen Stier wagen? Doch fühlen sich alle stark, einem wehrlosen angeketteten Stier in die Augen zu blicken. Diese Folter des Munis und der anderen zur Schau gestellten Tiere dauert ganze zwei Wochen, in welchen der sogenannte Gabentempel am ESAF (Eidg. Schwinger- und Älplerfest) geöffnet ist. Die Tiere werden absolut beziehungslos behandelt und für Fotos herumgereicht, als wären sie Ware. Während dem ESAF wollen Hunderttausende von Menschen einen angeketteten Muni bestaunen, obwohl sie sich nicht in dieses wunderbare Tier einfühlen können, sonst würden sie schreien: «Kettet den Muni los!». Alle wollen beziehungslos den schönen angeketteten Muni bestaunen. Gleich danach geht die ganze Familie um die Ecke, damit sie die Kinder des Munis in Form einer Kalbsbratwurst verzehren können. Wenn man die Bilder dieses armen Munis und der anderen ausgestellten Lebendpreis-Tiere ansieht, die teils sogar Verletzungen durch die Ketten aufweisen, erinnert das an die verbotene Sklavenhaltung, jetzt machen sie es einfach mit Tieren. So fragt man sich doch, wozu die Schweiz Verbände hat, die sich Tierschutzverbände nennen, jedoch Geschehnisse wie diese am ESAF tolerieren oder sogar befürworten. Nachdem das Volk die Kälbchen oder die Schweinchen als Wurst oder Steak verschlungen hat, geht es heim, um sich um seine liebsten Kinder und liebsten Haustiere zu kümmern. Welch Ironie! Auch Tiere haben Gefühle für ihre Kinder wie wir Menschen. Und nach dem Fest geht das Volk wieder eingelullt von den Eindrücken und dem Konsum einsam zur Arbeit und träumt von der nächsten Zerstreuung und geldraubenden illusorischen Alltagspause, beispielsweise dem Zuger Stierenmarkt, der nur einige Tage später beginnt.